von April bis August 2000
Einleitung:
Ab April 2000 wurde ein etwas vom „Ortszentrum“ Kastens abgelegenes, relativ kleines Gebiet, nämlich eine Feuchtwiese, zoologisch und vor allem botanisch genau kartiert. Bereits bei nur oberflächlicher Betrachtung erwies sich diese Fläche mit einigen seltenen Pflanzen, Schmetterlingen und Käfern als besonders interessant und schützenswert. Das Ziel ist es daher, diese Wiese zu erhalten.
Lage und Größe der zu kartierenden Fläche:
Die im Laufe des Frühlings und Sommers kartierte Feuchtwiese befindet sich südlich des Dorfes Kasten im hügeligen, oberen Mühlviertel.
Die Kartierungsfläche liegt auf einem mittelmäßig stark abfallenden Nord-Ost-Hang, etwas abgelegen, in eher ruhiger Umgebung
Die Größe der kartierten Fläche beträgt ca. 1ha.
An drei Seiten ist die Feuchtwiese von nur selten mit Stallmist gedüngten und ebenfalls einmal im Jahr gemähten Wiesen umgeben, an denen Wald bzw. eine Hecke angrenzt.
Nur an der östlichen Seite befindet sich intensiver genutztes Wirtschaftsgrünland, das häufiger gedüngt wird.
Der Boden der kartierten Fläche ist ständig (auch bei länger andauernder Trockenheit) feucht.
Die Feuchtwiese ist von drei schmalen Wassergräben durchzogen, in denen ständig Wasser fließt.
Wiesentyp:
Vor allem auf Grund der vorhandenen Pflanzen und zum Teil auch Schmetterlinge kann die kartierte Fläche als saure Kleinseggenwiese bezeichnet werden, sie weist aber auch typische Vegetationsmerkmale einer sauren Feuchtwiese auf. Auch in einem Schnabelseggen-Ried sind ähnliche düngerempfindliche Nässezeiger wie auf einer sauren Kleinseggenwiese zu finden.
Saure Böden sind charakteristisch für das Mühlviertel (v.a. für die böhmische Masse) (Pils 1994).
Wie in einer typischen nährstoffarmen Flachmoorwiese dominieren auf der kartierten Wiese (zumindest im Frühling) niederwüchsige Sauergräser und Moose. Einige höherwüchsige Gräser und Hochstauden entwickeln sich erst im Sommer.
Viele der auf der Feuchtwiese vorkommenden Pflanzen sind sehr genügsam, aber auch sehr langsamwüchsig und außerhalb ihrer speziellen Standorte konkurrenzschwach.
Unter den Sauergräsern treten, wie in einer typischen sauren Kleinseggenwiese, vor allem die säureliebenden Arten Hirse-Segge, Igel-Segge und Braun-Segge häufig auf.
Weitere charakteristische Arten dieses Wiesentyps stellen das Breitblättrige Fingerknabenkraut, die Blutwurz, Kleiner Baldrian, Sumpfvergißmeinnicht, Sumpf-Veilchen und Moorlabkraut dar.
Alle diese, an relativ feuchte, nährstoffarme und saure Standorte angepaßte Pflanzen sind auch auf der kartierten Fläche zu finden.
Zur Gruppe der niederwüchsigen Armuts- und Säurezeiger gehören ebenfalls die beiden häufig auftretenden Arten Wolliges Honiggras und der Schlangenknöterich.
Fast die Hälfte der auftretenden Pflanzen sind zwar typische Magerkeitszeiger, an einigen Stellen der Feuchtwiese, vor allem in dem Bereich, der an die Fettwiese angrenzt, befinden sich jedoch Pflanzen, die höhere Ansprüche an die Nährstoffversorgung stellen.
Durch die Nährstoffeinschwemmung aus der gedüngten Wiese können hier auch Hochstauden wie Gilbweiderich und Mädesüß wachsen. Sumpfdotterblumen treten im Frühling an solchen eutrophen Stellen häufig auf.
So wie die meisten nährstoffarmen Wiesentypen sind saure Kleinseggenwiesen in ihrem Bestand stark gefährdet und treten in Österreich nurmehr auf einer sehr geringen Fläche auf. Die noch vorhandenen Flächen befinden sich außerdem noch immer in starkem Rückgang und können nur durch gezielte Erhaltungsmaßnahmen längerfristig geschützt werden.
Besonderheiten der Feuchtwiese:
Die Artenvielfalt ist sowohl bei botanischer, als auch bei zoologischer Betrachtung der Feuchtwiese, trotz der geringen Größe der kartierten Fläche relativ groß.
Allein die große Artenzahl an Schmetterlingen, besonders im Frühsommer, ist schon bemerkenswert. Unter den mehr als 30 verschiedenen Tagfalterarten befinden sich ungefähr 11 geschützte.
Manche Schmetterlingsarten fallen durch besonders hohe Individuenzahlen auf.
Dazu gehören unter anderem der Aurorafalter im Frühling, sowie das Schachbrett, der kleine Feuerfalter, der Schwarzspanner und das große Ochsenauge im Frühsommer und Sommer
Auch die drei bis vier verschiedenen Fleckenfalterarten sind an manchen Tagen (vor allem im Juni) mit vielen Individuen vertreten.
Unter den Pflanzen sticht im Frühling das gehäufte Auftreten des unter vollständigem Naturschutz stehenden Breitblatt-Fingerknabenkrauts besonders ins Auge. Diese nasse, schwach saure und leicht nährstoffreiche Böden bevorzugende Art tritt an mehreren kleinen, sehr feuchten Stellen der kartierten Fläche, an denen sonst hauptsächlich niedrige Gräser und Schachtelhalme wachsen, gehäuft auf.
Schon von weitem sind die violetten Stellen auf der Feuchtwiese zu sehen.
Einen sehr prägenden Einfluß auf das Bild der Feuchtwiese hat auch das im Mai und Juni blühende, an nasse, bodensaure und nährstoffarme Verhältnisse angepaßte Schmalblättrige Wollgras. Diese Pflanze steht unter teilweisem Naturschutz.
Durch die Anwendung von Kunstdünger und Insektiziden, kann dieser Käfer seinen komplizierten Entwicklungszyklus oft nicht mehr durchführen, da dadurch die zur Vermehrung benötigten Wirtsarten (Schlupfwespen) vernichtet werden. Im Frühling konnte ich gleich mehrere Exemplare dieser Ölkäferart finden, er scheint also auf dieser Feuchtwiese noch relativ häufig zu sein. Ausschlaggebend dafür ist wahrscheinlich das Vorhandensein mehrerer verschiedener Schlupfwespenarten in der Umgebung der kartierten Fläche.
Breitblättriges Fingerknabenkraut und Schmalblättriges Wollgras

Der Große Perlmutfalter: Er ist im Frühsommer die häufigste Fleckenfalterart auf der Feuchtwiese. Auch die Futterpflanzen der Raupen (Veilchen und Wiesenknöterich) sind auf der Feuchtwiese zahlreich zu finden.

Im Vordergrund ist das auf der Feuchtwiese sehr häufig vorkommende Pfeifengras zu sehen, dahinter die gemähte Feuchtwiese und die Hügellandschaft des oberen Mühlviertels.

Die Feuchtwiese im Frühling: Deutlich zu sehen ist die große Artenvielfalt auf dem nährstoffarmen Wiesentyp

Im Vergleich zum oberen Bild sieht man hier die relative Artenarmut auf der angrenzenden Fettwiese.

Im Sommer ist die Feuchtwiese vor allem von Gräsern dominiert, die ihr nach dem Verblühen stellenweise ein bräunliches, verdorrtes Aussehen geben.

Schachbrett: Dieser an Magerwiesen angepaßte Schmetterling ist im Juni und Juli eine der häufigsten Arten auf der Feuchtwiese.

Drei typische Pflanzen der sauren Kleinseggenwiesen sind das Breitblättrige Fingerknabenkraut, das Schmalblättrige Wollgras und der Fieberklee, dessen Blütenstände hier noch nicht aufgeblüht sind.

Unter vollständigem Naturschutz stehen weiters der Fieberklee und die Sumpf-Blutwurz, die vor allem entlang der Wassergräben im oberen Bereich der Wiese häufig zu finden sind. Diese niedrigwüchsigen, eher konkurrenzschwachen Arten haben nur auf nährstoffarmen Böden, neben anderen niedrigen Pflanzen eine Chance, sich zu entwickeln.

Eine echte Besonderheit der kartierten Feuchtwiese ist außerdem der unter strengem Naturschutz stehende, vielerorts bereits verschwundene blaue Maiwurm.